Das Land Rheinland-Pfalz, das auf eine lange Siedlungsgeschichte zurückblickt, zählt derzeit sieben Welterbestätten. Bei 51 Welterbestätten bundesweit ist es damit im Ländervergleich gut vertreten. Eine Welterbestätte könnte aber mittelfristig noch dazukommen – das Mühlsteinrevier RheinEifel, das sich mit seiner 7000jährigen Tradition der Reib- und Mahlsteinproduktion ebenfalls um den begehrten Titel bewirbt. Mit seinen vier Grubenfeldern und dem Andernacher Hafen repräsentiert es eine für die Geschichte der Menschheit entscheidende Kulturtechnik – das Mahlen von Brotgetreide zu Mehl, das über Jahrtausende die Ernährung unserer Zivilisation sicherstellte.
Der Weg zum Welterbetitel ist lang und mitunter steinig. Aktuell liegt die Bewerbung der Kultusministerkonferenz vor, die im Herbst die neue bundesdeutsche Tentativliste verkünden wird. Bis dahin legt man im Mühlsteinrevier aber nicht die Hände in den Schoß – das zu Beginn diesen Jahres eingerichtete Projektbüro arbeitet schon jetzt an Nominierungsdossier und Managementplan, die im Falle des Weiterkommens für die Antragstellung benötigt werden. Um dabei von den Erfahrungen anderer Welterbestätten profitieren zu können, trafen sich die Mitarbeiter des Projektbüros nun mit der Geschäftsführerin des Zweckverbands „Welterbe Oberes Mittelrhein“ Nadya König-Lehrmann in St. Goarshausen. Das Obere Mittelrheintal zählt seit 2002 zum UNESCO-Welterbe, handelt es sich doch um eine einzigartige Kulturlandschaft, die gerade aufgrund ihrer Fülle an Kulturgütern, Burgen, Denkmälern, Siedlungen und sagenumwobenen Felsformationen Weltruhm erlangt hat. Der Schönheit dieser Region waren sich bereits berühmte Künstler, Dichter und Denker bewusst, die den Rhein zwischen Bingen und Koblenz vielfach bereisten und mit ihren Werken zum Mythos verklärten.
Der Zweckverband „Welterbe Oberes Mittelrheintal“ setzt sich aus 59 Mitgliedern zusammen. Bei dieser Größe und Vielzahl an Akteuren ist eine komplexe Organisationsstruktur erforderlich. König-Lehrmann erläuterte dem Projektbüro daher, wie eine produktive Zusammenarbeit durch eine vernetzte Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteuren und Engagierten gelingen kann. „Bei uns haben sich die Netzwerke inzwischen gut eingespielt und erfolgreich etabliert“, so die Geschäftsführerin des Zweckverbands. Neben diesen rein organisatorischen Themen waren die Gäste aus dem Mühlsteinrevier vor allem daran interessiert, wie die Einbindung der Bevölkerung im Oberen Mittelrheintal funktioniert – ein Aspekt der für die UNESCO in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Besonders interessant war hierbei, dass für die Vermittlung der Welterbeidee und speziell des Welterbes Oberes Mittelrheintal Unterrichtsmaterialien für und mit den Schulen sowie dem Pädagogischen Landesamt Rheinland-Pfalz eigens entwickelt wurden, sodass Kinder von klein auf für das Welterbe sensibilisiert werden können.
Während ein eigenes Welterbe-Zentrum im Oberen Mittelrheintal bislang noch fehlt, bietet die Tourist-Info auf dem Loreleyfelsen einen guten Überblick über die Geschichte des Mittelrheins. Hier konnten die Mitarbeiter des Projektbüros ebenfalls wertvolle Anregungen für noch zu entwickelnde Vermittlungskonzepte sammeln, was den erkenntnisreichen Tag beschloss.